Meine Reise beginnt im Jahr 1993, als ich in Gerolstein zur Welt gekommen bin. Mit meinen Eltern bin ich über eine weitere Station in Ebschied 1995 nach Beltheim gekommen. Hier in Beltheim habe ich die Grundschule besucht und habe das Rüstzeug mit auf den Weg bekommen, um die Koffer in Richtung Simmern packen zu können. Mit dem Herzog-Johann-Gymnasium verbindet mich mehr als mein Abiturzeugnis im Leitz Ordner.

Es gibt sehr viele schöne Erinnerungen, die ich mit Freund*innen auch heute noch aufleben lasse bei unseren Treffen. Ich habe aber hier an mir selbst gelernt, dass jeder Mensch mit Sicherheit seine Schwächen hat, aber vor allem auch seine Stärken. Ich bin durch meinen Mann später auf ein Zitat von Albert Einstein gestoßen, dass das Phänomen treffend beschreibt:

„Jeder ist ein Genie! Aber wenn Du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben glauben, dass er dumm ist.”

Mir fiel es zum Beispiel immer sehr leicht, Theorien und Grundsätze auf praktische Beispiele anzuwenden und auch mit Fakten zu argumentieren. Was mir allerdings ein richtiger Klotz am Bein war, war das Auswendiglernen verschiedener mathematischer Formeln und dann diese stumpf einzusetzen. Ich kann heute nicht mehr sagen, ob es an mir lag oder meinen Lehrer*innen, dass die Mathematik und ich nicht die besten Freundinnen wurden. Manchmal ist der Zug im Leben auch einfach abgefahren.

Weiterhin begleitet hat mich allerdings die Frage, was die Gesellschaft im Innern zusammenhält und wie wir es schaffen, dass jeder Mensch sein Glück finden kann. Dass das ziemlich philosophisch klingt, trifft sich ganz gut. Meine nächste Station im Leben war die Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, an der ich Philosophie und Soziologie studiert habe. Also gesellt sich zu meinem Abitur- auch ein Bachelorzeugnis und die beiden fühlen sich im Ordner zusammen sehr wohl.

Den Ausgleich zum Wohn- und Klassenzimmer habe ich schon früh gefunden. Als meine Eltern festgestellt haben, dass man mich nicht anbinden kann und ich mich gerne zu Musik bewege, haben sie mich zur Schule geschickt: zur Ballettschule. Gemeinsam mit einer meiner ältesten Freundin, meiner jüngeren Schwester, habe ich die Liebe zum Tanzen entdeckt. Gemeinsam mit Teresa zu tanzen sind Erinnerungen, die mich begleiten und auch wenn wir uns nicht jeden Tag sehen, sind wir doch eng verbunden. Insgesamt 15 Jahre lang bin ich an andere Welten eingetaucht und habe im Wunderland mit Alice, als Tarantella oder auch als Schwan getanzt. Heute habe ich eine kurze Rast eingelegt, was das Ballett angeht. Ein Hochzeitstanzkurz mit meinem Mann oder die ein oder andere Vorstellung im Fernsehen lässt mich aber das Fernweh nach der Ballettwelt ein wenig vergessen.

Ein anderer Ausgleich war die Zeit im Hexenhaus in Mannebach. Mittlerweile ist das Restaurant mit Hunsrücker Herz auch am Rhein und darüber hinaus bekannt. Als ich 2010 als Servicekraft dort angefangen habe, war es für Martina und Thomas aber eine Reise ins Ungewisse, ob es gelingen kann mit regionalen und nachhaltigen Produkten eine erstklassige Gastronomie zu machen, die für jeden erschwinglich ist. Als ich 2016 neben meinem Studium in Mainz und meinem Job als Geschäftsführerin bei den Jusos keine Zeit mehr hatte für das Hexenhaus, habe ich mir vorgenommen, so oft es geht, wiederzukommen. Das habe ich auch gemacht. So auch 2019, als wir hier unsere standesamtliche Hochzeit gefeiert haben.

Reisen wir zurück ins Jahr 2003. Als Kind musste ich nicht lange überlegen: Direkt nach meiner Kommunion habe ich mich als Messdienerin gemeldet. Für mich gehörte es schon früh dazu, mich in der Gemeinschaft zu engagieren und zusammen mit Weggefährt*innen Herausforderungen meistern.

Der Name war es wohl weniger, der dafür gesorgt hat mich zu engagieren, auch wenn „Ruth“ hebräisch ist und übersetzt „die Begleiterin“ bedeutet. Es waren eher meine Eltern, die mir die Nähe zur Kirchengemeinde und für Gemeinsinn mit in die Wiege gelegt haben. Beide sind Theolog*innen und sind auch heute noch im Gemeindedienst und in der Seelsorge tätig.

Dieser Weg führte mich dann auch letzten Endes in die Politik und in die SPD. Viele Begriffe aus der Bibel lassen sich in Begriffe der Sozialdemokratie übersetzen. Ich möchte es allerdings auch nicht romantisieren. Die Ungleichheit, die wir heute in der Welt nach wie vor erleben, ist jenseits der Vorstellungskraft der biblischen Autor*innen. Das Ziel des Miteinanders, der Solidarität und der Gemeinschaft mit allen Menschen ist jedoch dasselbe. Auch wenn wir als Gesellschaft viel erreicht haben und seit 75 Jahren in Frieden und Wohlstand leben können, merken wir doch, dass wir unseren Lebensstil ändern müssen.

Wenn wir wollen, dass unsere Enkel*innen auch in Wohlstand leben können und ihnen auch Tor und Tür für ihre eigenen Reisen offenstehen sollen, dann müssen wir etwas ändern. Die einen sagen, dass es wichtig ist, dass wir keine Schulden hinterlassen. Das klingt logisch. Aber was sollen unsere Nachkommen mit einer Bruchbude als Land und Gesellschaft und einem leeren Konto noch dazu. Ich will, dass wir in unsere Zukunft investieren und alles dafür tun, dass unsere Heimat im Rhein und Hunsrück auch in 100 Jahren noch der Fleck Erde ist, in dem ich jedes Jahr das Gefühl hätte, angekommen zu sein.

Für mich ist Politik aber mehr als nur das nackte Debattieren um die richtige Lösung oder mein Job als politische Referentin in Mainz. Es ist mein Weg und die Möglichkeit, mich für eine offen Gesellschaft einzusetzen. Ich habe hier tiefe und ehrliche Freund*innen gefunden, ohne die diese Kampagne jetzt schon nur halb so viel Freude machen würde. Außerdem habe ich meinen Ruhepol hier kennen und lieben gelernt. Ich bin froh, dass Erik und ich den Weg gemeinsam gehen.

Dieser Weg hat mich schnell von der Eifel in den Hunsrück und dann nach Mainz geführt. Jetzt bin ich wieder zurückgekehrt und habe ein Grundstück in Braunshorn gekauft. Ich hoffe, dass mich dieser Weg für den Hunsrück im März 2021 nach Mainz führt. Dafür werbe ich um Euer und Ihr Vertrauen.

Für euch. Für uns!